Auswintern und Start in die Saison

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Überraschende Stärke - ein Varroa-Jahr kündigt sich an

Dieses Jahr haben die Völker schon Mitte März eine beachtliche Stärke erreicht. Trotz der kühlen Temperaturen im Januar scheinen sie sehr früh mit der Brutaktivität begonnen zu haben. Auf den Waben ist zu erkennen, dass der erste Brutsatz geschlüpft und der zweite Brutsatz bereits verdeckelt ist. Das bedeutet, dass die Königin vor mehr als vier Wochen los gelegt hat (mindestens 21 + 9 Tage).

Man sieht es als Imker mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sind die Völker stark und das Wetter spielt mit, dann darf man sich auf eine reiche Blütenhonig-Ernte freuen. Allerdings freut sich auch die Varromilbe, wenn die Brutsaison so früh beginnt. Es kündigt sich ein sogenanntes "Varroa-Jahr" an. Für den Imker heißt es dann, frühzeitig die Milbenbelastung in den Völkern im Auge zu behalten.

Rapsfeld am 16.03.2024
Rapsfeld am 16.03.2024

08/15 nach Herrn Dr. L. oder nach Bedarf?

Die Natur ist dieses Jahr auch ca. 3...4 Wochen früher dran - der Raps steht am 16.03.24 kurz vor der Blüte. Früher ging man davon aus, dass Raps erst in der zweiten April-Hälfte aufblüht. Wer "einfach imkert" und der Lehre des Herrn Dr. L. folgt, der hat mit den ersten aufblühenden Kirschen das Winterfutter aus den Völkern genommen und das Honigmagazin aufgesetzt. Den Boden hat man bei der Betriebsweise des Herrn Dr. L. sowieso das ganze Jahr offen. Wird das dem Bedarf der Bienen gerecht?

Bekanntlich gibt es ja fünf Meinungen, wenn drei Imker zusammen stehen und diskutieren...

Zu dieser Jahreszeit gehen die Bienen "volles Risiko". Die Völker legen sehr viel Brut an, damit sie zur Obstblüte stark sind und viel Nahrung eintragen können. Längere Kälteeinbrüche sind da ein hohes Risiko für die Völker - erst recht, wenn kalte Nordwinde durch einen offenen Boden in die Beute blasen. Nicht selten kommt es dann zu einer Unterkühlung der unteren Brutreihen und diese sterben ab. Das kann zur Keimzelle von einem Krankheitsausbruch werden und ganz sicher ist das Ausräumen der toten Brut eine zusätzliche mühsame Arbeit für die Bienen.

Heute morgen hatte es bei uns "frische" 1° Celsius. Die letzten Tage wehte ein kühler Wind aus Nord-West. Die Brutnest-Temperatur der Bienen liegt bei ca. 35° Celsius. Im Laufe des Tages erreichten wir mit Nieselregen und grauem Himmel gerade mal knapp 10° Celsius Tageshöchsttemperatur. Womit heizen die Bienen ihr Brutnest, wenn das Winterfutter entnommen ist? Reicht dann das, was sie an Nektar in den letzten Tagen bei den wenigen Sonnenstunden sammeln konnten?

Wir haben das Winterfutter noch in den Völkern belassen und bei uns sind die Böden zu, bis die Nacht-Temperaturen nicht mehr unter ca. 10° Celsius fallen. Das macht zwar Arbeit, weil die Bodenschieber regelmäßig gereinigt werden müssen, aber man sieht den Unterschied an den Völkern. Abgestorbene Brut in den unteren Reihen habe ich nicht mehr gesehen, seit wir das machen. In den Deckeln sind Filzmatten zur besseren Wärmeisolation eingelegt und die bleiben drin, bis die Tageshöchsttemperaturen anhaltend über 20° Celsius gehen - typischerweise bis Anfang Mai.

Die Honigmagazine sind bei uns vorbereitet, aber noch nicht aufgesetzt. Wenn, dann bekommen in den nächsten Tagen nur starke Völker ein Honigmagazin. Wir kontrollieren dies Abends mit der Taschenlampe - ein starkes Volk hängt am unteren Rand der Rähmchen durch in den Boden. Generell verwenden wir als erstes Honigmagazin das 2/3-hohe Zandermagazin, damit die Erweiterung nicht so krass wie bei einem vollen Magazin ist und der Wärmehaushalt in den Völkern nicht so drastisch gestört wird. Wir haben gute Erfahrungen mit dieser vorgehensweise gemacht. Und ja - es ist auch angenehmer zu arbeiten mit den leichteren 2/3-Magazinen.

Imkern 08/15 nach Schema Dr. L.? Wie sagt doch ein bekannter Imkerkollege:
"Kann ja jeder machen wie er will..."

Quo Vadis Imkerei in Deutschland?
Quo Vadis Imkerei in Deutschland?

Mit Spannung und mulmigem Gefühl in die Zukunft geblickt...

Die Voraussetzungen für ein gutes Honig-Jahr sind gegeben - es hat viel geregnet und die Böden sind durchfeuchtet, die Völker haben schon früh eine beachtliche Stärke erreicht. Jetzt muss "nur noch" das Wetter mitspielen, dann kann es einen sehr guten Honigertrag geben. Dürfte ich mir etwas wünschen, dann hätte ich gerne ab der zweiten April-Woche schwül-warmes Wetter mit Tageshöchsttemperaturen um 25° Celsius. Gerne dürfte es alle 3...4 Tage mal regnen. Bei solchen Bedingungen könnte es dann ein Rekordjahr werden.

Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt...

Mit Abstand betrachtet gibt es aktuell doch einiges an Themen, die einem in der Imkerei Sorgen bereiten können. Für Berufsimker sind diese sogar existenzbedrohend. Als erstes wäre da die Varromilbe zu nennen, die durch den frühen Brutbeginn der Völker zu einem Problem werden könnte. Aber damit haben die Imker zu leben gelernt. Dann wäre da noch das neue Thema "Asiatische Hornisse (Vespa Velutina)", die sich jetzt mit dramatischer Geschwindigkeit auch in unserer Gegend ausbreitet. Die Imker betrachten das mit großer Sorge. Welche Schäden durch Vespa Velutina entstehen, kann aktuell noch nicht gesagt werden. Der Blick nach Frankreich und Italien, wo die Asiatische Hornisse schon länger heimisch ist, lässt nichts Gutes vermuten.

Eines ist jedoch mittlerweile klar - von den Behörden, die eigentlich verpflichtet sind eine invasive Art zu bekämpfen, hat die Imkerei nichts zu erwarten. Das Engagement mit der die Behörden die Bekämpfung angehen, kann ohne Übertreibung als lächerlich bezeichnet werden. Dies vor dem Hintergrund, dass man hätte wissen können, was auf uns zu kommt. Siehe Frankreich und Italien!

Einige Untersuchungen in der nahen Vergangenheit hatten immer wieder zum Ergebnis, dass viele ausländische Honige gepanscht sind. Da wird dann der Honig mit billigem Zuckersirup gestreckt und der "Hersteller" kann mit solchen "Honigen" trotz der extrem günstigen Weltmarktpreise noch Geld verdienen. Das nachsehen haben die ehrlichen Imker, die Qualität produzieren und diesen Wettbewerb nicht mitgehen können. Es ist existenzbedrohend für Berufsimker und ein Hauptgrund, warum viele Berufsimkereien den Betrieb einstellen. Auch Hobby-Imkern macht es wenig Spass, wenn sie sich vorhalten lassen müssen, ihr Honig sei "teuer".

Alles zusammengefasst lässt sich die Frage stellen: "Qua Vadis Imkerei in Deutschland"
Die nächsten Jahre werden es zeigen...

Agrarlandschaft in B-W - was soll hier eine Biene finden?!
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