Mein Leserbrief an die Bienenpflege

von Wolfgang Mallin (Kommentare: 0)

Nach dem Lesen der neuen Bienenpflege habe ich eine ziemliche Wut im Bauch. Nachfolgenden Leserbrief habe ich daher am 10.04.2025 an die Redaktion der Bienenpflege geschickt.

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Die Nachricht bezüglich Umstufung der Vespa Velutina nach Artikel 19 der EU-Verordnung 1143/2014 als "etabliert" ist für mich eine Bankrotterklärung der Behörden und sie erfüllt mich mit Wut. Die Begründung ist fadenscheinig, es geht vermutlich mal wieder um Geld (...aber mit hoher Wahrscheinlichkeit auf unsere Kosten!). Die angeblich "explosionsartige" Verbreitung sei nicht mehr aufzuhalten und hätte so nicht vorhergesehen werden können. Ist das wirklich so?

Aufgeschreckt durch die Berichte aus Italien und Frankreich begann ich Im August 2020 (!) einen Schriftverkehr mit dem Regierungspräsidium Baden-Württemberg. Ich stellte der Behörde folgende Fragen in Bezug auf die Bekämpfung der Vespa Velutina:

# An wen soll gemeldet werden, wenn ein Nest der Vespa Velutina entdeckt wird (Meldelinie)?
# Wer hat oder bekommt die Berechtigung ein Nest zu begutachten und zu entfernen (Berechtigungen/Zuständigkeit)?
# Sind oder werden diejenigen vorbereitet, welche dann die Nester entfernen sollen (Schulung, entsprechende Werkzeuge, Unterweisung bez. Regelungen, usw.)?
# Wer wird die Kosten für die Begutachtung und/oder die Beseitigung eines Nestes der Vespa Velutina tragen?

Nach meiner Einschätzung würde gerade der vorletzte Punkt eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der Vespa Velutina spielen. Nicht reagieren, sondern agieren war angesagt, um eine Chance gegen diesen Schädling zu haben. Leider war damals die Antwort des Regierungspräsidiums, Referat 56 / Naturschutz und Landschaftspflege wenig befriedigend. Zitat: " Wenigen Einzelmeldungen zufolge breitet sich die Art aktuell weiter gen Osten in Baden-Württemberg aus. Bisher gab es keine Meldung von (Sekundär-)Nestern aus den anderen Regierungsbezirken, so dass bisher der Bedarf an besonders geschulten Personen zur Nestentfernung (noch) nicht besteht."

Man begnügte sich in der Folgezeit mit der Erstellung von Handlungsleitfäden und Meldeportalen. Die Ausbildung und der Aufbau von schlagkräftiger Infrastruktur zur Bekämpfung der Vespa Velutina konnte ohne Übertreibung als mangelhaft bezeichnet werden. Salopp gesagt, hat man es einfach ausgesessen - bis dann in den Jahren 2023 und 2024 angeblich "plötzlich" eine "schlagartige" Vermehrung des Schädlings festgestellt werden musste und man dieser "nicht vorhersehbaren" Dynamik nicht schnell genug folgen konnte.

Nicht vorhersehbar?

Vermutlich wurde die Vespa Velutina in 2004 in Frankreich mit Waren aus China eingeschleppt und verbreitete sich von Bordeaux in den Folgejahren über ganz Frankreich, Spanien, Portugal, Belgien aus, wurde 2012 auch in Italien gesichtet. Zwei Jahrzehnte lang Erfahrung mit dem Vermehrungspotential dieses Schädlings und man hat die Verbreitungsdynamik in Deutschland nicht vorher sehen können? Gibt es denn bei den verantwortlichen Behörden kein Internetanschluss? Zwölf bienenwissenschaftliche Institutionen in Deutschland und niemand hat dieses Gefährdungspotential für die Imkerei in Deutschland erkannt?

Würde ich als Bürger meinen Verpflichtungen derart "lässig" nachkommen, ich hätte (zurecht!) vermutlich relativ schnell Ärger mit diversen Behörden am Hals. Das Verhalten der Behörden empfinde ich als Schlag in die Magengrube der Imker und was ich daraus ableite ist, dass wir Imker viel zu zahm sind. Ich betrachte mit Sorge, welche Folgen eine massenhafte Verbreitung der Vespa Velutina für die Imkerei in Deutschland haben könnte. Die Hoffnung, dass eine wirklich effektive Bekämpfung durch die Behörden eingeleitet wird, habe ich aufgegeben.

Dann lese ich da noch einen fünfseitigen Artikel in der Bienenpflege (!), dass man doch die positiven Seiten der Verbreitung dieser invasiven Art auch berücksichtigen sollte. Am besten solle man doch erst mal abwarten, wie sich die Vespa Velutina auf ihre Umwelt auswirkt. Und wenn dann die Auswirkungen massiv sind, wie zum Beispiel beim Kalikokrebs (...frisst ganze Biotope leer) oder dem Wolf (...massive Bedrohung der Weidetierhaltung), dann wacht man auf wenn es zu spät ist. Solchen Leuten scheint nicht klar zu sein, welche massive Bedrohung die Vespa Velutina bei entsprechender Verbreitung für die Imkerei darstellt und welche Folgen ein drastischer Rückgang der Bestäuber für unsere Umwelt und Landwirtschaft hätte.

Wolfgang Mallin
1. Vorsitzender BV Besigheim e.V.

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