Was hat Varroa-Behandlung mit Statistik zu tun?
von Wolfgang Mallin (Kommentare: 0)
Wie jedes Jahr haben wir auch diesmal die Verdunstungsmengen bei der Varroabehandlung dokumentiert. Um die Wirksamkeit der Behandlung mit dem Nassenheider Verdunster bewerten zu können, ist es wichtig zu wissen, wieviel Ameisensäure verdunstet ist. Die Dokumentation zeigt die Ergebnisse der Behandlung an sechs Wirtschaftsvölkern und achtzehn Ablegern.
Vorgehensweise
Wir arbeiten mit dem Nassenheider Horizontalverdunster Classic. Zu Beginn der Behandlung wird der Tank des Verdunsters auf 180ml gefüllt. Wir kontrollieren nach 2...3 Tagen, ob die verbrauchte Menge im verträglichen Rahmen liegt, da wir diesbezüglich schon schlechte Erfahrungen gemacht haben. Es bleibt dann noch eine Chance die Behandlung abzubrechen und ggf. das Volk zu retten.
Führen wir eine Langzeitbehandlung über 12...13 Tage durch, dann wird nach 6...8 Tagen nochmals der Füllstand des Verdunsters kontrolliert, ggf. nachgefüllt. Alle Restmengen werden vor dem Nachfüllen dokumentiert.
Bei einer Kurzzeitbehandlung reicht üblicherweise die Menge AS im Tank des Verdunsters für den gesamten Zeitraum von 4...5 Tagen.
Die Daten werden nach Ende der Behandlung ausgewertet. Um die Werte vergleichen zu können, wird jeweils auf die in 24 Std. durchschnittlich verdunstete Menge normiert.
Ergebnisse Ableger
Bei der Behandlung der Ableger wurde die Dochtgröße 1 verwendet, da diese alle auf einem Magazin (Zander) über den Winter geführt werden. Aus Zeitgründen war es uns leider nicht möglich, die Dochte vorab mit destilliertem Wasser in der IKEA-Box zu überprüfen. Die Streuungen der Dochte waren entsprechend :-(
Das Bild zeigt die Ergebnisse der durchschnittlichen Verdunstungsmenge pro Tag bei der ersten Kontrolle und über den Gesamtzeitraum der Behandlung. Die rote Linie stellt den maximalen Sollwert laut Firma Nassenheider dar.
Auffälligkeiten:
- Nur ein Docht liegt auf dem von Firma Nassenheider spezifizierten Wert, alle anderen Dochte liegen deutlich darüber (teilweise mehr als das Doppelte)
- Die Streuung über alle Dochte ist sehr hoch
- Bei der Mehrzahl der Dochte liegt der Wert bei der ersten Kontrolle in der Größenordnung, die für den gesamten Zeitraum ermittelt wurde. Nur ein Docht fällt hier aus dem Rahmen (Volk 17-19)
- "Schwätzle halten" mit Imkerkollegen und gleichzeitig solche Arbeiten machen, bei denen man auch den Kopf einschalten muss, führt zu Fehlern - man verpennt dann u.U. das Aufschreiben :-)
Ergebnisse Wirtschaftsvölker
Bei den Wirtschaftsvölkern haben wir die Dochtgröße 3 verwendet, da diese auf zwei Magazinen geführt werden. Alle verwendeten Dochten wurden vorab mit destilliertem Wasser geprüft, was sich unschwer an der Auswertung erkennen lässt - es gibt keine größeren Ausreißer.
Das Bild zeigt die spezifischen Tagesmengen zwischen den einzelnen Kontrollen, sowie die durchschnittlich verdunstete Menge über den Gesamtzeitraum. Die rote Linie stellt wieder den von Firma Nassenheider für Dochtgröße 3 spezifizierten Wert dar.
Bewertung
Bei der Bewertung der Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass die Ablesegenauigkeit bei 5 mL liegt (halbe Teilung). Dies führt bei geringen verdunsteten Mengen u.U. zu relativ starker Verzerrung der ermittelten Tagesmengen - was typischerweise bei der ersten Kontrolle nach 2...3 Tagen der Fall ist.
Trotzdem ist auffällig, dass Dochte der Größe 1 auf eine höhere Verdunstungsmenge wie Dochte der Größe 3 kommen und (wieder einmal) bei ungeprüften Dochten extreme Streuungen festgestellt wurden. Wir bleiben daher bei unserer Empfehlung die Dochte vor der Verwendung mit destilliertem Wasser zu überprüfen (Methode ist hier beschrieben). Nur so kann man sicher sein, dass kein Unglück passiert (zu viel Menge) oder die Behandlung nicht wirksam ist (zu wenig Menge).
Wer die Zahlen im Detail sehen möchte, kann sich diese hier herunterladen...
Varroa-Situation 2017
Insgesamt hatten wir in diesem Jahr eine sehr geringe Varroa-Belastung in den Völkern festgestellt. Wir führen dies auf folgende Rahmenbedingungen zurück:
- Günstige Rahmenbedingungen bei der Winterbehandlung 2016/2017. Die Völker waren brutfrei und wir hatten zum Behandlungszeitpunkt "frische" -6°C
- Es konnte dreimal Drohnenbrut aus den Wirtschaftsvölkern entnommen werden
- Die Ableger wurden versuchsweise relativ schwach nur mit einer Brutwabe gebildet (Empfehlung Liebig/Aumeier)
Trotz der allgemein geringen Belastung haben wir auch in diesem Jahr wieder Ausreißer festgestellt. Wer kein Volk verlieren will, der sollte also bei der Entscheidung über einen Entfall einer Behandlung immer die Situation in allen Völkern ermitteln (z.B. natürlichen Milbenfall zählen, Puderzuckermethode).
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